Interkulturelle Kompetenz ist zunehmend gefragt. Bei einem Bevölkerungsanteil von ca. einem Drittel Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland kommen auch Psychotherapeuten in ihrer Arbeit immer häufiger mit unterschiedlichsten kulturellen Prägungen in Kontakt. Dies wird von Therapeuten nicht selten als Herausforderung erlebt, weil gewohnte Konzepte nicht greifen und kulturelle Unterschiede unüberbrückbar scheinen. Hierbei soll das angebotene Training Abhilfe schaffen und neue Wege aufzeigen.
Die Fortbildung besteht aus einem Block á drei Terminen (2,5 Tage). Der dritte halbtägige Termin findet in einem Abstand von 3 Wochen statt. Damit die praktische Erfahrung mit dem Gelernten ausgewertet werden kann und die Dozenten auf konkrete Problemstellungen eingehen können.
Die Teilnahmebescheinigung erhalten die Teilnehmer, die an den drei Tagen anwesend waren.
Modul 1: "Kultur...was ist das?
Inhalte: Grundlagen der trainingsrelevanten Theorien, Klären des Kulturbegriffs und Anwendung auf den klinischen Kontext, Grundlagen zu Diversity und Relevanz für die eigene Arbeit, Bezug zu sozialen Milieus, Reflektion der eigenen kulturellen Eingebundenheit, Ansätze zu Auswegen aus der Kulturfalle
Modul 2: Migration und interkulturelle Öffnung
Inhalte: Auseinandersetzung mit Migrationshintergründen und Stressoren und Ressourcen im Zusammenhang mit Migration anhand von theoretischen Grundlagen und Fallbeispielen, Hintergrundinformationen zu Behandlungs- und Inanspruchnahmebarrieren sowie Behandlungserfolgen im interkulturellen Kontext, gesetzliche Rahmenbedingungen für die Behandlung von Flüchtlingen
Modul 3: Stereotype, Vorurteile und Diskriminierung
Inhalte: Auseinandersetzung mit Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung als alltäglichen Phänomenen mithilfe von Selbsterfahrungsübungen, Reflektion eigener Stereotype und Vorurteile und den Konsequenzen für das eigene Handeln und die psychotherapeutische Arbeit
Modul 4: Sprache in der Psychotherapie
Inhalte: Reflektion mittels Selbsterfahrung zur Bedeutung von Sprache und Kommunikation, Grundlagen zum Umgang mit Sprachbarrieren in der Therapie sowie Anleitung und Übungen zum Einbezug von Sprachmittlern in der Psychotherapie
Modul 5: Diagnostik
Inhalte: Kritische Auseinandersetzung mit testpsychologischen Verfahren im interkulturellen Kontext, Vermittlung und Diskussion von Besonderheiten bei der Diagnostik (z.B. Idioms ofdistress und kulturspezifische Störungen), Einführung und praktische Anwendung der Cultural Formulation des DSM V als kultursensiblemAnamneseinstrument
Modul 6: Fremdheitserfahrungen im psychotherapeutischen Kontext
Inhalte: Reflektion und Diskussion von möglichen Besonderheiten und Konflikten sowie Konfliktlösungsstrategien in der interkulturellen psychotherapeutischen Arbeit anhand von vorgegebenen Fallbeispielen sowie von den Teilnehmern selbst eingebrachten Erfahrungen
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