Zielgruppe
Psychologische und ärztliche Psychotherapeut*innen sowie Therapeut*innen anderer Berufsgruppen, die bereits Erfahrungen mit ACT (im Einführungsworkshop der AWP oder in anderen ACT-Workshops und über die Literatur) gesammelt haben.
Ziele
- In der Sitzung auftauchendes CRB1 und CRB2 erkennen
und unterscheiden lernen
- FAP-Interventionen in die eigene therapeutische Praxis
einbeziehen können
- Mutiger (offener) im eigenen Verhalten als Therapeut werden
(Therapeutenverhalten T1 vs. T2) und verletzliche, zugleich sichere
therapeutische Beziehungen aufbauen können
- ACT mit mehr Gewahrsein des Beziehungsgeschehens im
Therapieraum nutzen können
- Eigene Blockaden erfahren und authentische Selbst-Öffnungen
zur Herstellung von sicherer Nähe üben
- Die therapeutische Haltung in FAP und Authentizität
praktizieren lernen
- Die 5 Regeln der FAP anwenden können
Inhalte
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ist ein moderner, verhaltenswissenschaftlicher Ansatz, der Menschen unterstützt, die rigide Fixierung auf ungewollte Gefühle und Gedanken (bzw. Symptome) zu lösen und sich stattdessen darauf zu fokussieren, ein sinnhaftes Leben zu führen.
Die Funktional-Analytische Psychotherapie (FAP) gehört wie ACT zur dritten Welle der VT und wird oft als „Schwestertherapie“ der ACT bezeichnet. Sie betrachtet im Gegensatz zu dieser alle psychischen Probleme vor allem auf der Beziehungsebene. Die therapeutische Beziehung von Mensch zu Mensch im Hier und Jetzt (die therapeutische Beziehung) ist zentral, da sie eine unmittelbare Verstärkung des gewünschten Beziehungsverhaltens erlaubt.
Kernkonzept ist die Herstellung sicherer Beziehungen mit ACL: Awareness, Courage und Love. Nähe entsteht demnach zwischen zwei Personen, wenn A: eine sich ihrer verletzlichen Impulse bewusst ist, C: sie den Mut aufbringt, sich damit zu zeigen und L: die andere Person damit wohlwollend und liebevoll umgeht. Das erfordert von der Therapeut*in ein hohes Maß an Authentizität und gezielter Selbstoffenbarung. Der Therapieprozess wird dadurch sehr lebendig, emotional und intensiv.
Zugleich findet eine fließende Verhaltensanalyse statt. Dabei wird ständig zwischen in der Sitzung auftauchendem rigiden, althergebrachten Verhalten (Klinisch relevantes Verhalten, CRB1) und flexiblem, neuen und mutigen Verhalten (CRB2) unterschieden, und das letztere authentisch verstärkt. Ziel ist es, Klient*innen zu befähigen, dieses neue Verhalten auch in Beziehungen außerhalb der Therapiesitzung anwenden zu können. In der FAP werden kontinuierlich funktionale Parallelen in der therapeutischen Beziehung und den Beziehungen im realen Leben ergründet.
Methoden
Der Workshop ist vor allem erfahrungsorientiert. Der therapeutische Ansatz wird erläutert und demonstriert. Der größte Teil wird in praktischen Übungen und Real Plays (Rollenspiele mit eigenen Anliegen) stattfinden, die die Bereitschaft zur Selbstöffnung und deren Anwendung in der eigenen psychotherapeutischen Arbeit fördern. Powerpoint-Präsentation und Handout unterstützen die Einführung der theoretischen Konzepte.
Bereitschaft zur Selbstöffnung ist grundlegendes Element von FAP und wird auch im Workshop gebraucht. Die Einladung besteht darin, die eigene Komfortzone zu verlassen und zugleich innerhalb eines sicheren Rahmens und eigener Grenzen zu verbleiben.
Literatur
Tsai M, Kohlenberg RJ, Kanter JW, Kohlenberg B, Follette WC, Callaghan GM. A Guide to Functional Analytic Psychotherapy. Awareness, Courage, Lave, and Behaviorism. New York: Springer 2009
Holman G, Kanter JW, Tsai M, Kohlenberg RJ. Functional Analytic Psychotherapy made simple. A Practical Guide to Therapeutic Relationships. Oakland CA: New Harbinger 2017