Hinweis: Jeder Kurs ist einzeln buchbar, das heißt Sie sind nicht verpflichtet das ganze Curriculum zu buchen.
Das Curriculum "Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen" der AWP Berlin definiert Standards zur Qualifikation für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Traumafolgestörungen. Durch den Nachweis einer curricularen Weiterbildung an einem zertifizierten Weiterbildungsinstitut können Psychologische und Ärztliche Psychotherapeut*innen und Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeut*innen die Qualifikation "Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen (DeGPT)" erwerben.
Voraussetzung für die Möglichkeit zur Zertifizierung ist die Approbation als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*in, Ärztliche*r oder Psychologische*r Psychotherapeut*in bzw. eine entsprechende berufliche Qualifikation in der Schweiz oder in Österreich.
Das Curriculum "Spezielle Psychotraumatherapie des Kindes- und Jugendalters“ an der AWP Berlin ist bei der DeGPT zertifiziert.
Teilnehmer*innen des Curriculums können die Zusatzqualifikation „Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen (DeGPT)" erlangen, indem sie das Basis-Curriculum über insgesamt 120 UE sowie 20 Stunden Supervision besuchen und den Nachweis von drei supervidierten Fällen, drei schriftlichen Fallberichten (4-6 Seiten) sowie ein Video einer Traumakonfrontationssitzung vorlegen.
Statt 120 UE (DeGPT) besteht das Basis-Curriculum an der AWP Berlin aus 128 UE. Diese zusätzlichen UE sind darauf zurückzuführen, dass wir den Workshop "PTBS Kinder - und Jugendalter 3, Teil 8" mit 16 UE anstatt der gefordeten 8 UE anbieten. Wir haben uns in Rücksprache mit der Dozentin und der DeGPT zu diesem Vorgehen entschieden, um das Konzept der "Tf-KBT" praxisnäher und damit für die Teilnehmer*innen gewinnbringender zu vermitteln.
Fakultativ bietet die AWP Berlin die Workshops "Dialektisch Behaviorale Therapie für Adoleszente (DBT - A) unter besonderer Berücksichtigung traumaspezifischer Interventionen" und „Einführung in die Traumabehandlung mittels der Bildschirmtechnik" an.
Diese Workshops sind nicht obligatorisch für die Erlangung der Zusatzqualifikation "Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen (DeGPT)".
Beschreibung
Blockseminar 1/ Teil 1 und 2: Seminar theoretische Grundlagen: 11.12.2024 von 12:00 bis 19:00 Uhr Frau Dr. I. Hösch
Konfrontation mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen löst Betroffenheit aus und häufig auch therapeutische Unsicherheit. Fundierte Kenntnisse sind das richtige Mittel sich davon freizumachen. Dieses Seminar befasst sich mit den Auswirkungen von Traumatisierung in einer Vielzahl von Aspekten und gibt damit einen kompakten Überblick über dieses theoretisch anspruchsvolle und therapeutisch herausfordernde Arbeitsgebiet.
Sie werden eingeführt in die historische Entwicklung des Traumabegriffs und die aktuellen Klassifikationen (ICD 10/11, DSM V) sowie das Konzept der komplexen PTSD. Qualität und Grenzen der klassifikatorischen Ansätze werden, v. a. im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit auf das Kindes- und Jugendalter, diskutiert. Abweichende Diagnosekriterien für das Kleinkind- und Vorschulalter werden vorgestellt.
Die neurobiologischen Grundlagen zum klinischen Verständnis von Traumafolgestörungen werden in Abhängigkeit vom Entwicklungsalter erarbeitet und in Bezug gesetzt zu den gängigen ätiopathogenetischen Modellen. Hierbei wird auf die Besonderheiten des Traumagedächtnisses eingegangen und entwicklungspychopathologische Aspekte sowie spezifische Risikofaktoren werden herausgearbeitet.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen von Traumatisierung auf Familien und soziale Bezugssysteme, geschlechtsspezifische Reaktionsmuster, langfristige körperliche Traumafolgestörungen sowie die gesamtgesellschaftlichen Folgekosten von Traumatisierung werden erörtert.
Blockseminar 1 / Teile 3,4 und 6: Kontextuelle Beziehungsarbeit in der Behandlung von Trauma: 12.12.2024 von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr Frau Prof. Dr. S. Gahleitner
Wie kann es gelingen kann, trauma- und beziehungserschütterte Kinder- und Jugendliche wieder in Beziehungs- und Umfeldkontexte einzubetten?
Vermittelt wird im Seminar, wie komplexe Traumafolgen sich im auf den Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen auswirken. Als Grundlage wird entlang der Bindungs- und sozialen Netzwerktheorie die (u. a. trangenerationale) Dynamik zwischen Bindung und Trauma vermittelt. Beziehungsarbeit mit traumatsiierten Kindern und Jugendlichen kann demnach nie ohne eine Berücksichtigung intersektionaler, z. B. transkultureller, Aspekte und ohne eine interdisziplinäre Kooperation mit der Jugendhilfe bzw. ohne auch traumapädagogische Elementen gestaltet werden. Dies erfordert wiederum eine psychosoziale biografie- und lebensweltorientierte Diagnostik als Grundlage.
In dieses komplexe Geschehen wird im Seminar eingeführt.
Blockseminar 1/ Teil 3: Vormittag 13.12.2024 von 9:00 bis 12.15 Uhr Frau Dr. I Hösch
Die traumaspezifischen Diagnoseinstrumente für das Kindes- und Jugendalter werden vorgestellt. Wir werden die Spezifika von strukturierten Interviews (IBS-KJ), Fragebogenformaten (UCLA PTSD RI, ETI-KJ) und Screening-Instrumenten (CATS) näher betrachten. Zur Durchführung und Auswertung wird eine praktische Übung mit anschließender Diskussion durchgeführt.
Blockseminar 1/ Teile 1 und 6: Nachmittag 13.12.2024 von 13:45 bis 17:00 Uhr RAin C. Clemm
Da Missbrauch und Gewalt auch immer rechtliche Aspekte berührt, werden im Rahmen des Curriculums auch Grundlagen der Gewaltschutzgesetze zu Kinderschutz, Jugendhilfe, Grenzen der Schweigepflicht, Opferentschädigungsgesetz, Zivil-, Strafrecht, etc. dargestellt (Teil 1). Darüber hinaus wird auf rechtliche Implikationen bei kultur- und genderspezifischen Aspekten (Juristische Grundlagen, Auswirkungen auf Behandlung) eingegangen (Teil 6).
Zielgruppe
Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen, PsychotherapeutInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen, PädagogInnen, SozialarbeiterInnen, klinisch tätige Berufsgruppen
Ziele
Vertiefung des Verständnisses für die individuellen, familiären und gesamtgesellschaftlichen Folgen von Traumatisierung und Erarbeitung von diagnostischem Rüstzeug, um behandlungsbedürftige Traumafolgestörungen richtig zu erkennen und sinnvolle Weichen für die Behandlung zu stellen.
Komplexität in der Arbeit mit Komplextrauma und Verknüpfungen zwischen Bindung und Trauma erkennen und behandeln lernen.
Methoden
Powerpoint-Präsentation mit Vortrag, Handout, Gruppenarbeit, Übung, Praxisbeispiele, Austausch und Reflexion
Literatur
Gahleitner, Silke Birgitta (2005). Neue Bindungen wagen. Beziehungsorientierte Therapie bei sexueller Traumatisierung. München: Reinhardt.
Gahleitner, Silke Birgitta (2017). Das pädagogisch-therapeutische Milieu in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Trauma- und Beziehungsarbeit in stationären Einrichtungen. Bonn: Psychiatrie-Verlag.
Marcus A. Landolt, Psychotraumatologie des Kindesalters, Hogrefe, 3. überarbeitete Auflage Göttingen 2021
Schäfer I., Gast U., Hofmann A. et al., S3 Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung, Stand 11/2019, Springer Berlin 2019
van der Kolk, B. Verkörperter Schrecken, G. P. Probst 2. Auflage, Lichtenau 2016