Hinweis: Jeder Kurs ist einzeln buchbar, das heißt Sie sind nicht verpflichtet das ganze Curriculum zu buchen.
Das Curriculum "Spezielle Psychotraumatherapie des Kindes- und Jugendalters" an der AWP Berlin dient der Vermittlung von grundlegender therapeutischer Kompetenz zur Behandlung von traumatisierten Kinder und Jugendlichen. Die Inhalte und der Aufbau der Kurse orientieren sich an den Richtlinien der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT).
Personen, die die Eingangsvoraussetzungen der DeGPT erfüllen, können durch Absolvieren des Curriculums die Zusatzqualifikation „Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen (DeGPT)” erwerben.
Das Curriculum "Spezielle Psychotraumatherapie des Kindes- und Jugendalters“ an der AWP Berlin ist bei der DeGPT zertifiziert.
Weitere Informationen zur Zertifizierung finden Sie hier.
Beschreibung
Blockseminar 1/ Teil 1 und 2: Seminar theoretische Grundlagen: 11.12.2024 von 12:00 bis 19:00 Uhr Frau Dr. I. Hösch
Konfrontation mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen löst Betroffenheit aus und häufig auch therapeutische Unsicherheit. Fundierte Kenntnisse sind das richtige Mittel sich davon freizumachen. Dieses Seminar befasst sich mit den Auswirkungen von Traumatisierung in einer Vielzahl von Aspekten und gibt damit einen kompakten Überblick über dieses theoretisch anspruchsvolle und therapeutisch herausfordernde Arbeitsgebiet.
Sie werden eingeführt in die historische Entwicklung des Traumabegriffs und die aktuellen Klassifikationen (ICD 10/11, DSM V) sowie das Konzept der komplexen PTSD. Qualität und Grenzen der klassifikatorischen Ansätze werden, v. a. im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit auf das Kindes- und Jugendalter, diskutiert. Abweichende Diagnosekriterien für das Kleinkind- und Vorschulalter werden vorgestellt.
Die neurobiologischen Grundlagen zum klinischen Verständnis von Traumafolgestörungen werden in Abhängigkeit vom Entwicklungsalter erarbeitet und in Bezug gesetzt zu den gängigen ätiopathogenetischen Modellen. Hierbei wird auf die Besonderheiten des Traumagedächtnisses eingegangen und entwicklungspychopathologische Aspekte sowie spezifische Risikofaktoren werden herausgearbeitet.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen von Traumatisierung auf Familien und soziale Bezugssysteme, geschlechtsspezifische Reaktionsmuster, langfristige körperliche Traumafolgestörungen sowie die gesamtgesellschaftlichen Folgekosten von Traumatisierung werden erörtert.
Blockseminar 1 / Teile 3,4 und 6: Kontextuelle Beziehungsarbeit in der Behandlung von Trauma: 12.12.2024 von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr Herr Joachim Radtke
Wie kann es gelingen kann, trauma- und beziehungserschütterte Kinder- und Jugendliche wieder in Beziehungs- und Umfeldkontexte einzubetten?
Vermittelt wird im Seminar, wie komplexe Traumafolgen sich im auf den Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen auswirken. Als Grundlage wird entlang der Bindungs- und sozialen Netzwerktheorie die (u. a. trangenerationale) Dynamik zwischen Bindung und Trauma vermittelt. Beziehungsarbeit mit traumatsiierten Kindern und Jugendlichen kann demnach nie ohne eine Berücksichtigung intersektionaler, z. B. transkultureller, Aspekte und ohne eine interdisziplinäre Kooperation mit der Jugendhilfe bzw. ohne auch traumapädagogische Elementen gestaltet werden. Dies erfordert wiederum eine psychosoziale biografie- und lebensweltorientierte Diagnostik als Grundlage.
In dieses komplexe Geschehen wird im Seminar eingeführt.
Blockseminar 1/ Teil 3: Vormittag 13.12.2024 von 9:00 bis 12.15 Uhr Frau Dr. I Hösch
Die traumaspezifischen Diagnoseinstrumente für das Kindes- und Jugendalter werden vorgestellt. Wir werden die Spezifika von strukturierten Interviews (IBS-KJ), Fragebogenformaten (UCLA PTSD RI, ETI-KJ) und Screening-Instrumenten (CATS) näher betrachten. Zur Durchführung und Auswertung wird eine praktische Übung mit anschließender Diskussion durchgeführt.
Blockseminar 1/ Teile 1 und 6: Nachmittag 13.12.2024 von 13:45 bis 17:00 Uhr RAin C. Clemm
Da Missbrauch und Gewalt auch immer rechtliche Aspekte berührt, werden im Rahmen des Curriculums auch Grundlagen der Gewaltschutzgesetze zu Kinderschutz, Jugendhilfe, Grenzen der Schweigepflicht, Opferentschädigungsgesetz, Zivil-, Strafrecht, etc. dargestellt (Teil 1). Darüber hinaus wird auf rechtliche Implikationen bei kultur- und genderspezifischen Aspekten (Juristische Grundlagen, Auswirkungen auf Behandlung) eingegangen (Teil 6).
Zielgruppe
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen, Psychotherapeut:innen, Ärzt:Innen, Psycholog:innen, Pädagog:innen, Sozialarbeiter:innen, klinisch tätige Berufsgruppen
Ziele
Vertiefung des Verständnisses für die individuellen, familiären und gesamtgesellschaftlichen Folgen von Traumatisierung und Erarbeitung von diagnostischem Rüstzeug, um behandlungsbedürftige Traumafolgestörungen richtig zu erkennen und sinnvolle Weichen für die Behandlung zu stellen.
Komplexität in der Arbeit mit Komplextrauma und Verknüpfungen zwischen Bindung und Trauma erkennen und behandeln lernen.
Methoden
Powerpoint-Präsentation mit Vortrag, Handout, Gruppenarbeit, Übung, Praxisbeispiele, Austausch und Reflexion
Literatur
- Gahleitner, Silke Birgitta (2005). Neue Bindungen wagen. Beziehungsorientierte Therapie bei sexueller Traumatisierung. München: Reinhardt.
- Gahleitner, Silke Birgitta (2017). Das pädagogisch-therapeutische Milieu in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Trauma- und Beziehungsarbeit in stationären Einrichtungen. Bonn: Psychiatrie-Verlag.
- Marcus A. Landolt, Psychotraumatologie des Kindesalters, Hogrefe, 3. überarbeitete Auflage Göttingen 2021
- Schäfer I., Gast U., Hofmann A. et al., S3 Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung, Stand 11/2019, Springer Berlin 2019
- van der Kolk, B. Verkörperter Schrecken, G. P. Probst 2. Auflage, Lichtenau 2016