Das Internal Family Systems-Modell (IFS) nach Richard C. Schwartz inspiriert über einen neuen, integrativen Zugang mit inneren Anteilen von Patienten zu arbeiten.
Gerade wenn scheinbar widersprüchliche Motivationen in der Therapiebeziehung sichtbar werden, Patienten augenscheinlich nicht kontinuierlich oder konsistent an ihren Zielen orientiert arbeiten, können Sie mit einem IFS - Denkweise interessante Ideen entwickeln. Ambiguitäten sind in jemandem Menschen etwas vorhanden. Allerdings werden sie zeitweise noch unreflektiert an Psychotherapeut*innen herangetragen und nachfolgend der Wunsch nach Hilfe formuliert. Gleichzeitig werden Impulse von Psychotherapeut*innen teilweise auf Grund der ambivalenten Motivationen nicht unbedingt umgesetzt. Es kann zu Frustration führen. Dies kann bewusst gemacht und in der Therapiearbeit genutzt werden.
In diesem zweitägigen Präsenzseminar (16 UE) lernen Sie, wie Patient*innen über den Kontakt zu ihrem inneren „Selbst“ mehr Klarheit, Selbstmitgefühl und Selbstregulation entwickeln können – und wie sich IFS-Elemente wirksam in verhaltenstherapeutische Prozesse integrieren lassen. Ziel des IFS ist eine Selbstverantwortung beim Patienten zu stärken und über die Therapie hinaus wachsen zu lassen.
Beschreibung
Das Internal Family Systems-Modell (IFS) nach Richard C. Schwartz versteht die menschliche Psyche als ein inneres System verschiedener „Anteile“ – unserer Gesamtpersönlichkeit. Die Interaktion und Organisation innerer Impulse kann zu nützlichen Verhalten führen oder zu maladaptiven unausgereiften Lösungsversuchen. Klarheit und bewusste Besprechung wird im Therapiesetting bezüglich divergierender eigener Bedürfnisse, Emotionen und Schutzfunktionen über eine visuelle Symbolik erleichtert.
Diese inneren, entwickelten Anteile übernehmen bestimmte Aufgaben – etwa als Antreiber, Kritiker, Beschützer oder verletzliche Emotionsanteile – und stehen in wechselnden Beziehungen zueinander. Die unausgereiften Copingversuche, fehlende Umsetzung von „günstigen“ adaptiven Lösungswege und Symptome (z.B. Grübeln) oder dysfunktionalen Verhaltensmustern entstehen, weil Anteile einst Schutzfunktionen übernommen haben und heute überfordert oder in alten Mustern gefangen sind. Doch der Patient mag diese viele nicht so recht „loslassen“. Im IFS leiten Sie als Therapeut:in den Patienten an in den inneren „Selbst“ -Modus hineinzugehen, in diesem wird sowohl Erleben als Beobachten innerer Prozesse geübt. In diesem Modus kann sie oder er wie auf einem Leuchtturm alle Schiffe, alle inneren Anteile und deren Impulse überblicken, und insbesondere die frühzeitig erkennen, welche in einander hineinfahren würden. Ein Patient:in kann nun als Beobachter:in als auch Erleber:in auf eigenes inneres Erleben, innere Dynamiken und dahinter stehende Anteilszustände und Anteilsmotivationen schauen. Mehrfach übt der/die Patient:in jenem Zustand die Achtsamkeit, Neugier und Mitgefühl zu aktivieren und absoluter Ehrlichkeit und von dort aus in Beziehung zu den Teilen zu treten.
Das Selbst zu stärken heißt den Patient:in der Verantwortungsübernahme und im ehrlichen Mitgefühl sich selbst gegenüber gleichzeitig zu stärken. Patient:innen können ihre Dynamiken besser begreifen und auch innere Dialoge verbessern um eine Selbstregulation zu vergrößern. Sie begreifen, wenn ungünstige, abwertende Stimme aufkommen, diese freundlich zu einem lösungsorientierten Gespräch umzuformen. Eine Heilung geschieht, wenn diese Anteile sich verstanden und sicher fühlen, sie in ihrem ursprünglichen Impuls erfasst, verarbeitert und integriert und ihre ursprünglichen Qualitäten wieder entfalten können. Dazu kann ist nützlich sein, belastende Erfahrungen zu verarbeiten, welche die Anteile zu ihren „maladapativen“ Verhalten motiviert haben. Damit kann es den Patient:innen besser gehen und leichter gelingen, sich gesund zu entfalten.
Ziele
Das Seminar bietet einen Einstieg in die IFS-Arbeit, demonstriert typische Sitzungsabläufe, zeigt „Verknüpfbarkeiten“ mit verhaltenstherapeutischen Techniken auf und vermittelt Übungen zur direkten Anwendung im therapeutischen Alltag. Es macht Spaß und vertieft die Therapiearbeit. Gleichzeitig ist die Anwendung über das Therapiesetting hinaus genauso angeregt und erwünscht wie bei zahlreichen anderen Verhaltenstherapeutischen Methoden.
Inhalte
Für Verhaltenstherapeut:innen bietet IFS einen integrativen Zugang, der klassische kognitive und verhaltensorientierte Methoden ergänzt:
- Durch die Arbeit mit Anteilen lassen sich Ambivalenzen und Selbstsabotage besser verstehen.
- Selbstmitgefühl wird gefördert – ein zentraler Wirkfaktor bei Emotionsregulation und Rückfallprophylaxe. Es erleichtert fortführend die Verantwortungsübernahme für das eigene Leben.
- Emotionale Aktivierung kann innerhalb eines sicheren inneren Rahmens erfolgen, was besonders bei Klient*innen mit Traumata oder starkem Selbstkritizismus hilfreich ist.
- Innere Widerstände können neu betrachtet und aufgelockert werden.
- Externalisierung und Symbolisierung erleichtert und lockert eingefahrene Denkbahnen auf (es macht es auch einfacher für die Psychotherapeut*in, das dies sonst oft sehr langsam und zäh laufen kann. Denn die Muster, die wir als Menschen haben, geben wir sonst nicht gern so leicht her. Sie sind ja lange gewachsen.)
Im Vergleich zur Egostate-Therapie teilt IFS die Grundannahme mehrere innerer Modi aus denen heraus wir mit verschiedenen Verhaltenstendenzen handeln, die alle jedoch zu unserem Wesen gehören. Die Integration aller (auch entgegenstehender) Handlungsimpulse z.B. Aufschieberitis und hoher Ehrgeiz, Wunsch nach hohem Selbstwert und gleichzeitig hoher Abwertung und erfolgt im IFS mehr einem klarem Therapieschritteskript. Gleichzeitig wird die aktuelle Exploration anregt. IFS stärkt selbstorganisierende Prozesse und IFS betont den inneren Führungsaspekt des Selbst.
Zur Schematherapie bestehen ebenfalls Parallelen: Beide Modelle arbeiten mit „inneren Modi“ bzw. Anteilen. Doch während Schematherapie stärker kognitiv und verhaltenssteuernd vorgeht, fokussiert IFS auf die frühere Emotionswahrnehmung, Selbstregulation über innere bewusste Kommunikation und kooperative Haltung zwischen Selbst und Anteil. Sie verwendet schrittweise weniger korrigierende äußere Beziehung, sondern innere Resonanz als Heilfaktor.
Auch die emotionsfokussierte Therapie (EFT) teilt mit IFS die Grundhaltung, dass Emotionen nicht unterdrückt, sondern als Wegweiser für Bedürfnisse und Heilung verstanden werden sollen. Beide Ansätze fördern emotionale Akzeptanz und Transformation durch Achtsamkeit und empathische Resonanz.