Das Curriculum "Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen" der AWP Berlin definiert Standards zur Qualifikation für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Traumafolgestörungen. Durch den Nachweis einer curricularen Weiterbildung an einem zertifizierten Weiterbildungsinstitut können Psychologische und Ärztliche Psychotherapeutinnen und Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten die Qualifikation "Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen (DeGPT)" erwerben.
Voraussetzung für die Möglichkeit zur Zertifizierung ist die Approbation als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Ärztliche/r oder Psychologische/r Psychotherapeut/in bzw. eine entsprechende berufliche Qualifikation in der Schweiz oder in Österreich.
Das Curriculum "Spezielle Psychotraumatherapie des Kindes- und Jugendalters“ an der AWP Berlin ist bei der DeGPT zertifiziert.
Teilnehmer des Curriculums können die Zusatzqualifikation „Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen (DeGPT)" erlangen, indem sie die Kurse über insgesamt 120 UE besuchen, drei supervidierte Fälle über insgesamt 20 Therapiestunden durchführen, dokumentiert über entsprechende Fallberichte sowie ein Videoband mit einer Konfrontationssitzung vorlegen.
Fakultativ bietet die AWP Berlin die Workshops "Dialektisch Behaviorale Therapie für Adoleszente (DBT - A) unter besonderer Berücksichtigung traumaspezifischer Interventionen" und „Entwicklungsangepasste traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie für Jugendliche (E-KVT)“ an. Diese Workshops sind nicht obligatorisch für die Erlangung der Zusatzqualifikation "Spezielle Psychotraumatherapie mit Kindern und Jugendlichen (DeGPT)".
Beschreibung
Blockseminar 1/ Teil 1: Seminar theoretische Grundlagen: 29.01.2021 von 12:00 bis 19:00 Uhr Frau Dr. I. Hösch
Um aktuelle Diskussionen über die Einordnung von Traumafolgestörungen im Kindes- und Jugendalters nachzuvollziehen, werden die historische Entwicklung des Traumabegriffs und die aktuellen Klassifikationen (ICD, DSM) dargestellt. Qualität und Grenzen der klassifikatorischen Ansätze werden diskutiert.
Die neurobiologischen Grundlagen zum klinischen Verständnis von Traumfolgestörungen werden in Abhängigkeit vom Entwicklungsalter erarbeitet und in Bezug gesetzt zu den gängigen ätiopathogenetischen Modellen. Hierbei wird auf die Besonderheiten des Traumagedächtnisses eingegangen und der Zusammenhang zu dissoziativen Phänomenen und Störungen erarbeitet.
Das Spektrum möglicher traumatischer Ereignisse wird im Hinblick auf unterschiedliche Aspekte betrachtet: Häufigkeit, gesellschaftliche Relevanz, kulturelle und Genderaspekte, Unterscheidung Typ I/II und die Langzeitfolgen.
Blockseminar 1 / Teil 2: Kontextuelle Beziehungsarbeit in der Behandlung von Trauma 30.01.2021 von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr Frau Prof. Dr. S. Gahleitner
Wie es gelingen kann, trauma- und beziehungserschütterte Kinder- und Jugendliche wieder in Beziehungskontexte einzubetten
Vermittelt wird im Seminar, wie komplexe Traumafolgen sich auf den Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen auswirken. Als Grundlage wird entlang der Bindungs- und sozialen Netzwerktheorie die Dynamik zwischen Bindung und Trauma vermittelt. Beziehungsarbeit mit traumatsiierten Kindern und Jugendlichen kann demnach nie ohne interdisziplinäre Kooperation mit der Jugendhilfe und ohne auch traumapädagogische Elementen gestaltet werden. In dieses komplexe Geschehen wird im Seminar eingeführt.
Blockseminar 1/ Teil 3: Vormittag 31.01.2021 von 9:00 bis 12.15 Uhr Frau Dr. I Hösch
Traumaspezifische Diagnoseinstrumente zur altersangepassten Diagnostik werden vorgestellt (z. B. CAB, IBS-KJ, PTSDSSI, PTBS-Modul KinderDIPS). Aktuelle Therapieansätze für Kinder und Jugendliche (z. B. Tf-KBT, traumabezogene Spieltherapie, EMDR) werden eingeführt und verglichen. Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Hinblick auf die therapeutische Herangehensweise werden diskutiert und die Qualität der Wirksamkeitsnachweise wird verglichen. Weitere Themen werden sein: die Kinderschutzleitlinie und die Leitlinie PTSD sowie ein Überblick über Fachgesellschaften und Fachzeitschriften.
Blockseminar 1/ Teil 3: Nachmittag 31.01.2021 von 13:45 bis 17:00 Uhr RAin C. Clemm
Zielgruppe
Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen, PsychotherapeutInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen, PädagogInnen, SozialarbeiterInnen, klinisch tätige Berufsgruppen, BeraterInnen, StudentInnen der entsprechenden Fachrichtungen
Ziele
Komplexität in der Arbeit mit Komplextrauma und Verknüpfungen zwischen Bindung und Trauma erkennen und behandeln lernen
Methoden
Vortrag, interaktives Rollenspiel, Übungen, Praxisbeispiele, Austausch und Reflexion
Literatur
Gahleitner, Silke Birgitta (2005). Neue Bindungen wagen. Beziehungsorientierte Therapie bei sexueller Traumatisierung. München: Reinhardt.
Gahleitner, Silke Birgitta (2017). Das pädagogisch-therapeutische Milieu in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Trauma- und Beziehungsarbeit in stationären Einrichtungen. Bonn: Psychiatrie-Verlag.